Trends und Chancen: Coaching 3.0 – ein Überblick

Bautzen / Budyšin, 18. Januar 2017. Da (herkömmliches) Coaching ja im Jahr 2017 nichts Neues mehr ist, könnte man davon ausgehen, dass bereits eine gewisse Marktsättigung besteht. Dies stimmt zum Teil, denn faktisch alle Unternehmen, die Coaching einsetzen, haben eigene Coaching-Pools aufgebaut. Dies erhöht den Druck auf neue Anbieter am Markt, gleichzeitig steigt aber auch die Qualität der Coaching-Anbieter und somit wird der Gesamtmarkt positiv beeinflusst. Der Trend in Richtung Professionalität wird sich fortsetzen, da die unterschiedlichen Unternehmen ihre ganz speziellen Anforderungen an den Markt stellen. Man kann davon ausgehen, dass auf Konzern-Ebene, innerhalb der nächsten fünf bis zehn Jahre, nur noch Coachs arbeiten, welche die Aufnahme in solche Pools bestanden haben.

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Trends im Coaching Bereich

Die Beratungsbranche unterliegt, bedingt durch Etatkürzungen, einem starken Wettbewerb. Durch die stagnierende, geschwächte Wirtschaftslage wird der Kampf um Aufträge weiter verschärft. Spezialisierungen im Beratungsspektrum engen zwar durch mangelnde Streuung nach dem Gießkannen-Prinzip die potentiellen Kunden ein, schaffen aber gleichzeitig die Möglichkeit, sich als Experte verdient zu machen.

Klein- und mittelständischen Unternehmen (KMU) werden bei Coaching-Bedarf auf Coach-Datenbanken, Verbände, etablierte Coaching-Unternehmen sowie auf direkte Empfehlungen zurückgreifen. Der Bedarf an externen Beratern im KMU-Bereich ist im Steigen begriffen und eröffnet für Coachs vielerlei Marktzugänge und somit weitere Möglichkeiten der Profilierung.

Unternehmen legen in Zukunft mehr Wert auf Gesundschrumpfung und Rationalisierung – das betrifft Arbeitnehmer und Prozesse gleichermaßen. Somit sinkt auch die Risikobereitschaft der Unternehmen und die Fokussierung auf sichere, machbare Geschäfte steigt. Großprojekte und Beratungsprojekte werden vermieden. Dadurch muss der Nutzen jeder Beratung verständlich und nachhaltig sein.

Bedingt durch rein profitorientierte, schwarze Schafe am Markt wirkt die Szene undurchsichtig. Dadurch bauen viele Firmen vermehrt eigene, interne Beratungskompetenzen mit sogenannten High Potentials auf und besetzen Projekte oft lieber intern.

Über die Zukunft des Coachings diskutierte die Coaching Wise (eine internationale Vereinigung von Coaching-Schulen) gemeinsam mit den Teilnehmern des 4. Zukunftskongresses "Pathways in Change" in Albano. Ein zentraler Aspekt, der ausgearbeitet wurde, war, dass zukünftige Coachees noch mehr das Thema "Sinn und Sinngebung" thematisieren, da auch das Thema Spiritualität neu definiert wird. Als Coach wird häufiger eine offene kindliche Haltung gefragt sein, die spielerische Komponenten in die Beratung einfließen lässt.

Eine weitere Erkenntnis dieser Diskussionsrunde war, dass Coachs zukünftig auch die Aufgabe haben, den "Suchenden" (Coachees) energetischen Halt zu geben. Es wurde prognostiziert, dass ein Coach noch stärker ethischen Halt vermitteln soll, da in Unternehmen diese Werte vermehrt verloren gehen könnten. Als Coach schlüpft man dann auch in eine Rolle, die früher gute Freunde übernommen haben. Tiefgreifendere Prozesse und Krisen in zum Beispiel der Eigenwahrnehmung benötigen Prozess-Begleiter auf Augenhöhe.

Zukunftsforscher wie Matthias Horx gehen davon aus, dass wir im 21. Jahrhundert vermehrt mit weiteren globalen Krisen zu rechnen haben. Krisen als Chancen wahrzunehmen, diese Chancen zu erkennen und Umbrüche als Normalitäten zu betrachten, könnten so einem "Coach 3.0" vermehrt Pluspunkte einbringen.

Chancen: Coaching 3.0

  • Da Qualität ein entscheidender Faktor in der Coaching-Branche ist, werden entsprechend fundiert ausgebildete qualifizierte Coachs ein wachsendes Marktpotential vorfinden. Spreu wird sich vom Weizen trennen.

  • Besonders in der Mediennutzung wird zukünftig von Coachs gesteigerte Flexibilität gefordert. Die sogenannte Computergeneration wird zukünftig vermehrt in den Führungsetagen vorzufinden sein, somit muss der Coach auch selbst mit den neuen Medien umgehen können.

  • Die steigende Zahl psychischer Krankheiten und Lebenskrisen werden den Beratungsbedarf steigen lassen. Das Krankenkassensystem wird zukünftig Leistungen, die über die Grundversorgung hinausgehen, nicht mehr finanziell unterstützen. Der Mensch wird es künftig gewohnt sein, darüber hinaus gehende Leistungen selbst zu bezahlen. Das kann auch die Bereitschaft fördern, sich die Dienste eines Coachs zu leisten, diese also selbst zu finanzieren.

  • Zwischen Therapeuten und Coachs wird ein sogenanntes "egofreies Netzwerken" forciert werden, wo Informationen (freiwilliger) fließen. Klarweise unter Einhaltung der Vertraulichkeitsregeln, jedoch mit dem Ergebnis einer klaren Win-Win-Situation. Coachs, Ärzte und Therapeuten werden gleichberechtigter miteinander umgehen.

  • Der Wunsch nach tiefer gehender Selbstreflexion und dem erwachenden Bedürfnis, über den Tellerrand zu schauen, wird ansteigen. Somit entsteht wachsender Bedarf, zum Beispiel in der Karriereberatung für das Individuum und der Strategieberatung für Unternehmen. Gerade hier sind externe Sichtweisen besonders sinnvoll und demnach auch gefragt.

  • Über vermehrtes Expertenwissen zu verfügen, statt als reiner Prozessberater zu agieren, stellt einen weiteren Trend da und fordert von Coachs die Spezialisierung auf Fachgebiete. Führungskräfte werden immer jünger und werden zukünftig wohl gerne auf externe, erfahrene Berater hören. In die gleiche Richtung bewegt sich auch der Sinneswandel in der Weiter- und Personalentwicklungsbranche. Es wird zukünftig weniger Seminare mehr nach dem Gießkannen-Prinzip geben, sondern vermehrte individuelle Ausbildungen und Förderungsmaßnahmen für verdientes, förderungswilliges Personal mit offensichtlichem Führungspotential oder anderen herausragenden Kompetenzen. Individuell zugeschnittene Coaching-Maßnahmen eignen sich hier sehr gut als Feinschliff in der persönlichen und/oder dem Beruf förderlichen Weiterentwicklung.

  • Durch zunehmenden finanziellen Druck bei gleichzeitigem Professionalisierungsstreben in Branchen wie beispielsweise in öffentlichen Einrichtungen, in sozialen Bereichen, in medizinischen Institutionen, der Polizei, usw. wird eine steigende Nachfrage herrschen. Neue Branchen und neue Zielgruppen sind ein weiterer Indikator für einen qualitätsorientierten Coaching-Markt.

Was bedeutet Nachhaltigkeit für das Coaching 3.0?

Durch neue Erkenntnisse bezüglich der Funktionsweise unseres Gehirns aus der Neurowissenschaft bekommen Coachs noch bessere Informationen über die Wirksamkeit von Therapie-Möglichkeiten und können dies in die individuellen Coaching-Tools einfließen lassen.

Zukünftig wird von Mitarbeitern und auch von Unternehmen mehr ökologisches und sozial verantwortungsvolles Handeln gefragt sein. Das Thema "Nachhaltigkeit" wird auch vermehrt als Coaching-Bestandteil gefragt sein und selbst die Erfolge von Coachs zielen dadurch mehr in Richtung einer lang anhaltenden Wirkung statt kurzzeitiger Effekte. Selbst der vermehrte Trend in Richtung Sinnsuche fällt in die Thematik Nachhaltigkeit. Auch hier zeigt sich wieder, dass Charaktereigenschaften wie Humor, Kreativität, Flexibilität, etc. als Coaching-Skills 3.0 an Gewicht zulegen werden, da innovative Sitzungen nachhaltig beim Coachee nachwirken.

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  • Quelle: red | Foto Leute am Tisch: shanegaughan, Sitzende menschen: MariSmithPix /Mari Smitz, beide pixabay Lizenz CC0 Public Domain
  • Erstellt am 18.01.2017 - 23:34Uhr | Zuletzt geändert am 19.01.2017 - 08:19Uhr
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