Bautzen gedenkt der Opfer der Nationalsozialisten

Bautzen gedenkt der Opfer der NationalsozialistenBautzen / Budyšin, 27. Januar 2020. Der Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus zählt für die Bautzener Stadtspitze zu den festen Terminen. Jahr für Jahr wird am 27. Januar an die Gräueltaten der Nationalsozialisten erinnert. Und dennoch ist dieser Termin weit mehr als ein Jour fixe – er steht für eine Aufgabe: An den Horror zu erinnern, den die Opfer des Nazi-Regimes erlebten und daraus Lehren für die Gegenwart zu ziehen.

Schüler der Daimler-Oberschule setzten sich in ihrem Geschichtskurs intensiv mit dem Thema Euthanasie auseinander.
Foto: © Stadtverwaltung Bautzen
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Die Erinnerung wach halten und vor Augen haben, wie es so weit kommen konnte

Heute richteten sich besonders viele Augen auf die zahlreichen Gedenkveranstaltungen, denn vor genau 75 Jahren wurde das KZ Auschwitz-Birkenau von der Sowjetarmee befreit. Während an diesem größten Vernichtungslager des Nazi-Regimes die letzten Zeitzeugen selbst vor dem Vergessen warnten, versammelten sich in Bautzen Vertreter aus Politik und Gesellschaft am Außenlager des KZ Groß-Rosen. Baubürgermeisterin Juliane Naumann nutzte die Gelegenheit, um auf die zahlreichen Initiativen hinzuweisen, die in der Spreestadt an die Gräueltaten der Nationalsozialisten erinnern. Erst im Dezember des vergangenen Jahres wurden drei neue Stolpersteine verlegt. Damit sorgen in Bautzen inzwischen 36 Steine dafür, dass die vielen Opfer des Nationalsozialismus nicht in Vergessenheit geraten.

Im Zuge der jüngsten Verlegung von Stolpersteinen hatten sich Schüler der Gottlieb-Daimler-Oberschule mit den Schicksalen von Euthanasie-Opfern auseinandergesetzt. Wie der heutige Nachmittag deutlich machte, hat die intensive Beschäftigung mit dem Thema tiefe Spuren hinterlassen. Im Rahmen der Gedenkfeier reflektierten die Zehntklässler ihre Erkenntnisse und Gedanken auf emotionale Weise.

Annalena Schmidt betonte in ihrer Rede die Bedeutung der Erinnerungskultur. Die Bautzener Stadträtin, die selbst zum Thema Holocaust promovierte, forderte: "Wir können und müssen täglich im Kleinen dafür kämpfen, die Erinnerung an die Verbrechen der Nationalsozialisten und die Opfer wachzuhalten. Dafür muss jeder und jede seinen und ihren eigenen Weg finden."


Kommentar:

Erinnerung ist wichtig, ebenso aber auch die Diskussion darüber, wie es so weit kommen konnte, dass aus dem Volk der Dichter und Denker, der Ingenieure und Philosophen ein Volk von Tätern, Mitläufern und nur wenigen Widerständlern wurde. Dazu gehört, die Widersprüchlichkeiten unserer Zeit offenzulegen: Oft genug nützt weder ein "Dafür!" noch ein "Dagegen!", sondern Realitätssinn und Umgang mit der Situation sind gefragt, stets getragen vom humanistischen Menschenbild der Aufklärung, einer Epoche, die nicht jeder Region auf der Welt vergönnt war.

Nur wer versteht, wie aus "Ist doch gar nicht so schlimm" und "Hat ja auch seine guten Seiten" die größten Verbrechen der Menschheitsgeschichte erwachsen konnten, kann auch heute sensibel und dennoch ganz klar Stellung beziehen,

meint Ihr Thomas Beier

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  • Quelle: red | Foto: © Stadtverwaltung Bautzen
  • Erstellt am 27.01.2020 - 17:17Uhr | Zuletzt geändert am 27.01.2020 - 17:36Uhr
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