Schöne Frauen verboten?

Schöne Frauen verboten?Bautzen / Budysin, 16. April 2021. Von Thomas Beier. Nun sind wir so weit: Frauen fühlen sich unangenehm berührt, wenn man ihnen sagt, dass sie gut aussehen oder, schlimmer noch, schön sind. Nachvollziehen kann man das an einem Gedicht, das von der Fassade einer Berliner Hochschule entfernt werden musste. Worum ging es?

Symbolfoto: Anastasia Gepp, Pixabay License
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Wo die Berufswahl Schönheit, Kommunikation und Management verbindet

Die Alice-Salomon-Hochschule in Berlin, benannt nach einer Sozialreformerin der deutschen Frauenbewegung, hatte den Alice Salomon Poetik Preis 2011 an den Lyriker Eugen Gomringer verliehen und an der Fassade aus dessen Gedicht “avenidas” zitiert:

avenidas / avenidas y flores
flores / flores y mujeres
avenidas / avenidas y mujeres
avenidas y flores y mujeres y / un admirador


Zu gut Deutsch heißt das:

Alleen / Alleen und Blumen
Blumen / Blumen und Frauen
Alleen / Alleen und Frauen
Alleen und Blumen und Frauen und / ein Bewunderer


Schlimm? Für den dortigen Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) schon, der sinngemäß von klassischer patriarchalischer Kunsttradition sprach, die Frauen ausschließlich als schönen Musen sehe und gar an die alltägliche sexuelle Belästigung von Frauen erinnere. Inzwischen sind die Verse vom Gebäude entfernt.

Ein Vorgang von schmallippiger Verbiestertheit, unglaublich in einer aufgeklärten Welt, die doch nach Gleichstellung in allen Lebensbereichen geradezu schreit! Oder treibt den AStA die Sehnsucht nach hässlichen Musen? Die Antwort, welche Frauen am lautesten gegen sexuelle Belästigung auftreten, ohne selbst betroffen zu sein, möge an dieser Stelle Sozialwissenschaftlern vorbehalten bleiben. Um jeder "Ja, aber… "-Diskussion zu entgehen: Selbstverständlich ist jede sexuelle Belästigung ein no go, die Grenze, wo sie beginnt, ist entsprechend niedrig zu anzusetzen. Aber bei einem Kompliment?

Doch der Effekt falsch verstandener Gleichstellung ist vor allem im Osten des deutschen Vater*innenlandes zu erleben. Hält man einer vermeintlichen Dame die Tür auf, kommen oft weder Lächeln noch Danke, sondern: “Sie glauben wohl, ich kann das nicht selbst?!”, was freilich schnell einen Gedanken provoziert, den ein Gleichnis für wenig Bildung in Verbindung mit einer Wiederkäuerin speist.

Nun liegt es fern, einzelne Sichtweisen oder gar den Feminismus als solchen in Abrede zu stellen, bleiben wir lieber bei poetischen Worten, etwa aus dem Munde von Heinz Rühmann wie später auch Udo Lindenberg: "Ich brech’ die Herzen der stolzesten Frau’n, weil ich so stürmisch und so leidenschaftlich bin… " Rücksichtsloser kann man sexueller Belästigung das Wort wohl nicht reden!

Andre Länder, andre Sitten

Während man sich Deutschland – dort, wo es noch immer mausgrau daherkommt – das mit einem Lächeln vorgetragene Kompliment "Sie sehen aber gut aus!" tunlichst verkneifen sollte, kommt man im benachbarten Polen, dem Land der modebewussten Frauen, mit einem "Moja piękna dziewczyna!" (Meine schöne Freundin!) durchaus gut an, allerdings sollte ihr Freund nicht unbedingt in Hörweite sein. Unkompliziert klappt das auch in Italien mit einem "Donna bella, avvenente!" oder geseufztem "Mia Bella!", in Russland erfahrungsgemäß mit "Моя красота!" oder "Моя прекрасная!", was für die Schönste oder die Großartige steht.

Der auf diese Weise Anschluss suchende Mann sollte jedoch auch dort erst einmal vorsichtig checken, ob für derartige Komplimente eine gewisse Empfänglichkeit besteht. Gute Indikatoren sind die Lebhaftigkeit des Verhaltens und die Mittel, mit denen eine Frau ihrer Selbstachtung Ausdruck verleiht. Eine gepflegte, gut gekleidete Erscheinung geht gewöhnlich auch mit einem berechenbaren Kommunikationsverhalten einher, was übrigens beiderseits gilt. Einen klaren Korb – ja, auch das kommt vor – sollte man nur mit einem Lächeln und einer resignierenden Handbewegung quittieren, andererseits kann man Leute eben nur kennenlernen, wenn man sie anspricht.

Über den ersten Eindruck entscheidet das Äußere

Wen man anspricht, um ins Gespräch zu kommen, Wartezeit zu vertreiben, sich zu informieren oder mit welchen Absichten auch immer, das hängt stark vom berühmten "ersten Eindruck" ab. Der erste Eindruck – ob bei Personen, Sachen oder einer ganzen Stadt – entscheidet, an den letzten hingegen erinnert man sich – das gilt im Grunde in allen Lebenssituationen, in denen man jemanden kennenlernt, ob nun privat, beim Vorstellungsgespräch oder im Geschäftsleben.

Wer, wie man so sagt, "gut rüberkommen" will, für den oder die sind drei Dinge wichtig:


    • Der erste Eindruck:
      Ein gepflegtes Äußeres gepaart mit situationsgerechter, zeitgemäß-modischer Kleidung ist primär, erst dann kommen ganz persönliche Merkmale wie etwa die Figur.

    • Das Verhalten:
      Anwendung der Etikette-Regeln, sich also berechenbar und positiv verhalten, auf die Körpersprache achten.

    • Die Konversation:
      Kenntnis und Übung in guter Gesprächsführung, am besten ergänzt um Kenntnisse und Erfahrungen aus der Mitarbeiterführung.

Zusammengefasst geht es immer um den situations- und personengerechten Auftritt, ob nun im Straßencafé, im Betrieb oder in der Staatskanzlei.

Tipp: Wer sich für diesen Querschnitt interessiert, für den ist vielleicht ein Fernstudium im Modemanagement das Richtige. Hier wird das Wissen aus Mode, Marketing und Management, also Mitarbeiterführung und organisatorischen Aufgaben, zusammengeführt. Die Flexibilität des Fernstudiums macht es insbesondere Frauen einfacher, diesen Weg zu gehen.

Das Gute daran: Wer sich im Projektmanagement, in Einkauf und Vertrieb, an der Schnittstelle zwischen Betriebswirtschaft, Markenführung und aktuellen Trends auskennt, der oder die ist in der Wirtschaft wohl immer gefragt.

Karrieren nehmen zuweilen eigentümliche Wege: Eine Textildesignerin wollte nach Studienabschluss ihre Kenntnisse auf dem Gebiet der Weberei weiter vertiefen und belegte einen Kurs im Web-Design. Als ihr klar wurde, dass es hier um die Gestaltung von Internetseiten geht, lag das Kind bereits im Brunnen. Mittlerweile, fast zwei Jahrzehnte später, führt sie noch immer eine erfolgreiche Internetagentur. Anders in anderen Designbereichen: Dass ein Medical Designer auf einer ärztlichen Weiterbildung anzutreffen ist ... aber wer weiß?

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  • Quelle: red | Foto: nastya_gepp / Anastasia Gepp, Pixabay License
  • Erstellt am 16.04.2021 - 10:30Uhr | Zuletzt geändert am 09.02.2023 - 22:49Uhr
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