Bautzener Oberbürgermeister kritisiert Aufzug vom Montagabend
Bautzen / Budyšín, 28. Dezember 2021. Gestern setzte die Stadt Bautzen für alle Welt ein Zeichen, dass für die allermeisten Einwohner hier Mitgefühl und Solidarität einen hohen Stellenwert haben: An vielen Stellen in der Stadt verlosch die Weihnachtbeleuchtung, um den an den Folgen einer Coronainfektion Verstorbenen zu Gedenken und daran zu erinnern, dass viele sich mit großem persönlichen Einsatz für an Covid-19 Erkrankte und gegen die Coronapandemie engagieren.
Die Montagabende in Bautzen bleiben ohne Licht
Thema: Coronavirus

Infektionen mit dem Coronavirus (SARS-CoV-2) verlaufen pandemisch. Lebensgefahr besteht bei einer Erkrankung an Covid-19 vor allem für Immungeschwächte und Ältere. Vielfältige Maßnahmen sollen die Ausbreitung verlangsamen, um medizinische Kapazitäten nicht zu überlasten sowie Zeit zur Entwicklung eines Medikamentes und eines Impfstoffs zu gewinnen. Im Blickpunkt stehen auch die Wirtschaft und soziale Auswirkungen.
- Kinderkrippe Weigangstraße vollständig geschlossen [16.03.2022]
- Schließung der Kita Purzelbaum / Notbetreuung [04.03.2022]
- Bautzener Oberbürgermeister schreibt an den Ministerpräsidenten [03.02.2022]
Trotz des Bautzener Gedenkens am Abend des 27. Dezembers 2021 wurden einmal mehr angemeldete Demonstrationen, die sich gegen die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie richten, von einer Vielzahl von Rechtsextremisten, Verschwörungstheoretikern und weiteren Anhängern eine schlichten Gedankenwelt instrumentalisiert.
Dazu erklärte der Bautzener Oberbürgermeister Alexander Ahrens:
"Die massive Anfeindung und Gewalt gegenüber der Polizei und die Bilanz des Abends mit zahlreichen beschädigten Autos und insgesamt elf verletzten Polizisten empört mich zutiefst. Jeder Teilnehmer an den Montagsdemos muss sich spätestens jetzt fragen, mit wem er da mitmarschiert oder welchen Gestalten er mit der Anmeldung von Demonstrationen eine Bühne bietet.
Ich fordere die Anmelder der friedlichen Demos auf, sich sofort von den gewaltbereiten Rechtsextremisten zu distanzieren und von weiteren Demo-Anmeldungen abzusehen. Bautzen darf nicht wieder Bühne für Kräfte werden, die Gewalt und Hass säen.
Leider haben die Anmelder der Demonstrationen in den vergangenen Wochen unter Beweis gestellt, dass sie Kräfte anziehen, die sie nicht bändigen können. Damit sollte doch nunmehr das Ende jedweder Kooperation oder jedweden Verständnisses erreicht sein. Das zuständige Ordnungsamt im Landratsamt Bautzen muss handeln und die Demos zukünftig verbieten.
Die übergroße Mehrheit der Bautzener Gesellschaft denkt und handelt anders, auch wenn eigentlich alle aufgrund der aktuellen Umstände genervt sind. Die Mehrheit hält sich an die Corona-Schutzverordnungen und schützt sich und andere. Die Mehrheit ist friedlich und solidarisch.
Mit dieser Mehrheit haben alle, die gestern an der Demo teilgenommen haben nichts gemeinsam. Sie verletzen gezielt Polizistinnen und Polizisten. Sie nehmen in Kauf, dass hässliche Bilder in die Welt entsandt werden. Sie nehmen in Kauf, dass der von der Pandemie gebeutelte Einzelhandel vor allem in der Innenstadt noch weiter ausblutet. Sie nehmen in Kauf, dass die Besucher der Stadt ein schlechtes Bild in die Welt mitnehmen und das einige in Zukunft wieder einen weiten Bogen um die Region machen werden.
Das akzeptieren wir nicht länger! Die Stadt wird weiterhin jeden Montag das Licht ausmachen, um an die Vielzahl der Corona-Todesopfer zu erinnern. Ich möchte alle Einzelhändler, Hotels und Bürger dazu aufrufen, sich der Aktion anzuschließen und montags von 17 bis 21 Uhr das Licht auszumachen. Geben wir den Gestalten von gestern Abend keine Bühne für ihre Machenschaften. Zeigen wir das wirkliche, solidarische Bautzen."
Kommentar:
Warum starrt die sächsiche Polizei auf den Mob wie das Karnickel auf die Schlange? Spätestens, wenn Polizisten angegriffen werden, sollte Schluss mit der Toleranz sein. Wer ein wenig älter ist, erinnert sich an 1968 oder an die Demonstrationen gegen die Startbahn-West für den Flughafen Frankfurt am Main, die zeigen, wie Polizei kann.
Nun kann es nicht im Interesse der Politik sein, bürgerkriegsähnliche Zustände zu erzeugen. Andererseits: Das Gewaltmonopol liegt bei Staat und wie lange will er zuschauen, wie es erodiert?
Wer mit den Nazis marschiert, ist ein Nazi – vor dem Hintergrund deutscher Geschichte und Verantwortung gibt es da keine Ausreden mehr.
Vor 1933 waren es vor allem Intellektuelle, Künstler, Journalisten und Wissenschaftler, die vor den Nazis und dem von ihnen angestrebten Krieg warnten, doch die meisten Deutschen waren sich der Gefahren des Nationalsotialismus nicht bewusst (ausführlich: Prof. Dr. Wolfgang Benz in "Der Kampf gegen den Nationalsozialismus vor 1933).
Auch heute sind die Gegenstimmen gegen nationalsozialistisches, völkisches und menschenverachtendes Gedankengut zu leise.
Lieber montagabends Licht aus, ehe es in Deutschland wieder ganz finster wird, meint
Ihr Thomas Beier



-
Zukunft der Altenpflege: Bautzener Seminar widmet sich KI und Automatisierung
Bautzen, 30.Mai 2023. Unter dem Titel „Robotik – Zukunft der Automatisierung“ init...
-
Kerzen als besondere Geschenke: Werden sie knapp?
Bautzen / Budyšin, 9. Dezember 2022. Was wäre die Weihnachtszeit ohne Kerzenschein? Kerzenlicht steh...
-
Wegkreuze geschändet – Geld für Ergreifung der Täter
Bautzen / Budyšin, 2. Dezember 2022. Die Polizeidirektion Görlitz hat in enger Abstimmung mit der St...
-
Bundesverdienstorden für früheren Bautzener Oberbürgermeister
Bautzen / Budyšin, 30. November 2022. Bautzens ehemaliger Oberbürgermeister Christian Schramm soll m...
-
Dürfen Kinder gokeln?
Bautzen / Budyšin, 24. November 2022. Eines der schönen Worte, denen das Aussterben droht, ist das G...
- Quelle: red | Kommentar: Thomas Beier | Foto: © BeierMedia.de
- Erstellt am 28.12.2021 - 15:17Uhr | Zuletzt geändert am 28.12.2021 - 16:13Uhr
Seite drucken