Chronik aus Kriegszeiten kehrt ins Stadtarchiv Bautzen zurück

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Bautzen, 1. August 2025. Eine lange verschollene Chronik aus dem Bestand des Stadtarchivs Bautzen ist auf unbekanntem Wege zurückgekehrt. Das historische Manuskript, das als Kriegsverlust galt, wurde dem Archiv anonym übergeben und schließt eine dokumentierte Lücke in der sogenannten Handschriftensammlung „U III“.

Innenansicht der Chronik, die Chronik enthält 328 per Hand beschriebene Blatt, darin befinden sich außerdem drei kleine Druckschriften aus der Zeit um 1600

Bildquelle: Stadtverwaltung Bautzen | Archivverbund Bautzen

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Chronik mit regionalem Fokus auf die Lausitz

Bild zu Chronik mit regionalem Fokus auf die Lausitz

Außenansicht der Chronik, der Pergamenteinband besteht aus einem Fragment einer mittelalterlichen Handschrift für den Chorgesang

Bildquelle: Stadtverwaltung Bautzen | Archivverbund Bautzen

Die Chronik enthält handschriftliche Aufzeichnungen zur Geschichte zahlreicher Städte der Ober- und Niederlausitz. Neben den Sechsstädten Bautzen, Görlitz, Kamenz, Lauban, Löbau und Zittau werden auch kleinere Orte wie Elstra, Ruhland sowie das Kloster St. Marienstern behandelt. Auch Lübbenau, Forst und Cottbus finden sich im Band erwähnt. Enthalten sind zudem Urkundenabschriften und städtische Statuten.


Ein eingebundenes Schreiben lässt darauf schließen, dass Johannes Franke (1540–1617) die Chronik zusammenstellte. Franke war Mediziner und Botaniker, studierte in Frankfurt/Oder, Wittenberg, Straßburg, Basel und Paris und wirkte ab 1600 als Stadtarzt in Bautzen. Mit seinem Werk „Hortus Lusatiae“ dokumentierte er systematisch die Pflanzenwelt der Lausitz. Die Entstehung der Chronik wird um das Jahr 1600 vermutet, spätere Ergänzungen sind nicht ausgeschlossen.


Verlust und Rückgabe nach über 80 Jahren
Die Chronik war früher unter der Signatur „U III Nr. 206“ im Stadtarchiv verzeichnet. Ein entsprechender Eintrag in einem alten Findbuch vermerkte jedoch einen „Kriegsverlust“. Laut einem dem Fund beigefügten Schreiben soll das Stück in den letzten Kriegstagen 1945 entwendet worden sein. Die genaue Abwanderung lässt sich heute nicht mehr rekonstruieren.


Die Rückgabe erfolgte anonym. Dank der im Innern erhaltenen Signatur konnte das Archiv die Chronik zweifelsfrei identifizieren. Nach einer restauratorischen Behandlung wird das Werk künftig wieder öffentlich zugänglich sein.


Bedeutung für die historische Forschung
Das Stadtarchiv Bautzen verfügt trotz vielfacher historischer Einflüsse über einen umfangreichen Bestand an Urkunden, Amtsbüchern und Akten. Immer wieder lassen sich durch Rückführungen wie diese dokumentierte Bestandslücken schließen. Das Archiv hofft, dass sich möglicherweise weitere der als verloren geltenden Stücke in privaten Händen befinden und künftig ihren Weg zurückfinden.

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  • Erstellt am 01.08.2025 - 11:11Uhr | Zuletzt geändert am 01.08.2025 - 11:14Uhr
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