Der Flickenteppich ist zurück in Bautzen
Bautzen / Budyšín. Der Bautzener Flickenteppich ist heimgekehrt und findet am Sonntag, dem 16. Oktober 2011, neben kostbaren Uhren und Meißner Porzellan seinen Platz in der Schatzkammer des Museums Bautzen. Mehr als neunzehn Monate war er mit der Wanderausstellung „Tuchintarsien in Europa von 1500 bis heute“ im europäischen Raum unterwegs, zeigte sich Museumsbesuchern in den Landeshauptstädten Berlin und Wien, in seiner Heimatstadt Bautzen und in der britischen Textilmetropole Leeds. Anlässlich seiner Rückkehr ziehen die Kuratorinnen der Ausstellung, Dr. Erika Karasek, Dr. Dagmar Neuland-Kitzerow und Salwa Joram vom Museum Europäischer Kulturen Berlin, ein Resümee.
Wozu er diente, bleibt unklar.
Ab 15.00 Uhr berichten sie von der zehnjährigen Forschungsarbeit, dem Aufbau eines weltumspannenden Netzwerkes, den Vorbereitungen zur Ausstellung und dem internationalen Anklang, den diese schließlich fand. Die Objekte, welche die Berlinerinnen für die Schau zusammentragen konnten und deren Gemeinsamkeit in der außergewöhnlichen technischen Fertigung besteht, stammten aus verschiedenen Sammlungen und Museen in Europa, Australien und den USA. Die Motive der kunstvollen textilen Bilder reichen von phantasievollen Ornamenten und religiösen Symbolen bis hin zu Szenen aus der europäischen Geschichte.
Im Anschluss an den Vortrag wird der Bautzener Teppich im Beisein der Gäste in die Dauerausstellung transportiert. Auf Grund der immensen Größe von Vitrinenscheibe und Tuchintarsie wird das Einbringen des Teppichs von der Firma Thomas Fißler & Kollegen, Exponateinrichtung und Lichtgestaltung, aus Niederschöna übernommen. Ob zwei, drei oder vier Männer dafür notwendig sind, können die Besucher live miterleben und anschließend einen ersten exklusiven Blick auf das heimgekehrte Exponat werfen. Danach beantworten bei einem Glas Wein die Kuratorinnen aus Berlin und Ulrike Telek vom Museum Bautzen gern weitere Fragen rund um das Forschungsprojekt sowie zu Tuchintarsien im Allgemeinen und zum Bautzener Stück im Besonderen.
Die Tuchintarsienarbeit des Museums Bautzen, bekannt unter der Bezeichnung „großer Flickenteppich 1776/1779“, zählt zu den herausragenden Objekten im Bestand des Museums. Bemerkenswert sind seine kleinteilige Fertigungsweise, die Fülle an Motiven, seine Farbenpracht und die beeindruckenden Maße von 240 x 210 cm. Neben geometrischen Figuren, Pflanzen und musizierenden Bergmännern zeigt der Teppich marschierende Infanteristen und Säbel schwingende Husaren zu Pferde. Es scheint sehr wahrscheinlich, dass mehrere Personen an der Fertigstellung des Bautzener Teppichs mitgearbeitet haben.
Unklar ist nach wie vor, welchem Zweck er diente und für wen er gemacht wurde. Eine Herstellung aus Liebhaberei in Feierabendarbeit ist schon aufgrund des enormen Zeitaufwandes, den seine Fertigung erfordert haben muss, unvorstellbar. Vielmehr lässt sich vermuten, dass es sich um ein Probestück von Schneiderlehrlingen handeln könnte, denn der Bautzener Flickenteppich weist alle für Tuch gebräuchlichen Verarbeitungstechniken auf.
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- Quelle: red | Foto: Stadtverwaltung Bautzen
- Erstellt am 02.10.2011 - 14:14Uhr | Zuletzt geändert am 02.10.2011 - 14:21Uhr
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