Wie funktionieren die Informationsmedien?

Wie funktionieren die Informationsmedien?Bautzen / Budyšin, 30. August 2016. Das Misstrauen gegenüber der etablierten Politik und gegenüber den früher so genannten Massenmedien ist verbreitet - zu Recht oder zu Unrecht? Was ist dran? Das Thema aufgreifen wollen jetzt der CDU-Stadtverband Bautzen und die CDU-Fraktion im Bautzener Stadtrat mit einer Podiumsdiskussion und Bürgerfragestunde im Zuge der 1. Bautzener Demokratiewochen.
Abbildung oben: Eine Pressekonferenz aus Sicht des Veranstalters.

Foto: Ivana Divišová, Pixabay, Lizenz CC0 Public Domain
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Journalismus im Spannungsfeld von Anspruch, Kritik und Kostendruck

Journalismus im Spannungsfeld von Anspruch, Kritik und Kostendruck
Wie entwickelt sich die gedruckte Presse weiter – zum Nischenprodukt für Einkommensstärkere?
Niek Verlaan, Lizenz CC0 Public Domain

Gegenwärtig stehen Journalisten und Medien oft in der Kritik. Noch vor einiger Zeit galten sie als die Kontrolleure der Mächtigen und Wächter der Demokratie. Unter den Schlagwörtern "Lügenpresse", "Staatsfunk", "Pinocchio-Presse" oder anderen Titeln wird die Unabhängigkeit ihrer Berichterstattung jedoch in Zweifel gezogen. Teilweise werden Journalisten, die von Demonstrationen etwa der AfD oder Pegida berichten, angefeindet und angegriffen.

Oft werden die Medien als die "vierte Gewalt" in Deutschland bezeichnet. Grundlage ist die gesetzlich garantierte Pressefreiheit, die – nebenbei bemerkt – auch dazu führt, dass es keinerlei amtliche Preseausweise gibt. Fakt ist: Die Medienlandschaft in Deutschland ist frei. Aber wird Meinungsvielfalt nicht eingeschränkt, wenn immer mehr herkömmliche Medien wegen des Kostendrucks Redaktionsgemeinschaften bilden, wenn die Parteien in den Aufsichtsräten des gebührenfinanzierten Rundfunks sitzen?

Galten Journalisten früher als Kontrolleure der Mächtigen und Wächter der Demokratie, haben sich inzwischen leichtfertig benutzte Unworte wie die erwähnten "Lügenpresse", "Staatsfunk" und "Pinocchio-Presse" verbeitet. Diese Verunglimpfung der Medien erinnert an die Nazis, die nach ihrer "Machtergreifung" auch die Presse gleichschalteten und die gescheiterte Demokratie der Weimarer Republik als "Systemzeit" verspotteten.

Seltsam: Einesteils wird die heutige Presse- und Medienlandschaft kritisiert, andererseits werden Journalisten in Ihrer Freiheit eingeschränkt, wenn sie etwa über die AfD oder Pegida berichten und dafür teilweise persönlich angefeindet werden.

Hingehen!
Wie arbeiten Medien wirklich?
Öffentliche Podiumsdiskussion und Bürgerfragestunde.

Mittwoch, 14. September 2016, 19 Uhr,
Akzent Hotel & Restaurant RESIDENCE,
Wilthener Straße 32, 02826 Bautzen.

Die Veranstaltung will den Bogen vom schreibenden Journalisten über journalistische Entscheider bis hin zur Medienwissenschaft spannen. Dazu können im Gespräch mit Moderator Tobias Schilling Bautzener Bürgerinnen und Bürgern diskutieren mit Ulrich Wolf, mehrfach ausgezeichneter Chefreporter der Sächsischen Zeitung, Johann Michael Möller, MDR-Hörfunkdirektor und stellvertretender Intendant und Dr. Anna-Maria Schielicke, Medienwissenschaftlerin der TU Dresden.

Was lernen über Medien!
Broschüre der Bundeszentrale für politische Bildung
zum Download oder zur kostenfreien Bestellung.

Kommentar:

Die klassischen Medien - allen voran die großen Tageszeitungen und der öffentlich-rechtliche Rundfunk samst ihren Onlineportalen - sind als seriöse Quellen geschätzt. Allerdings ist zu beobachten, dass auf der Jagd nach Abonnenten und Quote Zugeständnisse in Form des Infotainments gemacht werden. Da wird schon mal ein lapidarer Autounfall auf die Titelseite der Lokalausgabe gesetzt oder der MDR erstickt (wie gestern) an nachrichtlich aufgemachter Eigenwerbung, um einen neuen DAB+ Schlagerkanal zu promoten.

Im Bestreben, möglichst viele Leser zu erreichen, sägen besonders Tageszeitungen am eigenen Ast. Der Rundfunk hingegen kann unterschiedliche Programme (Formate) bedienen, um Zielgruppen treffsicherer zu erreichen. Immer jedoch gilt die alte Marketingweisheit: Wer alle erreichen will, erreicht zum Schluss keinen, weil sich keiner mehr spezifisch angesprochen fühlt.

Auch vor diesem Hintergrund sprießen besonders im Onlinebereich mit seinen niedrigen Produktions- und Vertriebskosten immer wieder neue Blüten wie auch Unkraut. Immerhin jeder fünfte Internetnutzer bezieht seine Informationen aus lokalen oder hyperlokalen Blogs, sagt der renommierte Bitkom Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V., hinzu kommt die Intensität viraler Nachrichten, die in den sozialen Netzwerken kursieren, aber journalistisch nicht bearbeitet sind.

Das macht die journalistische Qualität der Medien aus: Quellenprüfung, Eliminierung tendenzieller Berichterstattung, Einordnung in Gesamtzusammenhänge, Trennung von Nachricht und Kommentar. Dieser Qualitätsanspruch steht immer wieder im Gegensatz zum Streben nach Auflage und Reichweite, den Grundlagen des Verkaufs von Werbung wie auch von Dienstleistungen und Produkten, an denen Medien beteiligt sind, an denen sie mitverdienen oder die von ihnen gesponsort werden.

Die Runde in Bautzen, obgleich sie nur einen Bruchteil der Medienwelt repräsentiert, dürfte spannend werden, ob sie auch ehrlich wird, werden wir sehen, wenn Fragen auftauchen wie die nach Tabu-Themen oder überhaupt nach den Prämissen der Nachrichtenauswahl.

Wer aber Wahrheit erwartet, wird enttäuscht werden: Denn die hat jeder nur für sich selbst,

meint Ihr Thomas Beier

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  • Quelle: red | Kommentar: Thomas Beier | Foto Zeitung: niekverlaan / Niek Verlaan, Foto Pressekonferenz: ivanacoi / Ivana Divišová, beide pixabay und Lizenz CC0 Public Domain
  • Erstellt am 30.08.2016 - 08:55Uhr | Zuletzt geändert am 05.10.2020 - 14:34Uhr
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