Bin ich Jesus?
Bautzen / Budyšín, 7. Dezember 2021. Von Thomas Beier. Es gibt Fragen, die stellt man nicht und doch kann man sie nicht unterbinden, vor allem dann, wenn sie das eigene Hirn an das eigene Ego – Oder umgekehrt? – richtet. Reden wir also mal über Jesus und das Wunder von Münster, als alle übers Wasser gingen.
Das wahre Wunder ist die Kunst
Wunder und Unfähigkeit
Am häufigsten begegnet einem die Frage "Bin ich Jesus?" als rhetorische Frage, nämlich dann, wenn jemand bekunden will, dass er oder sie nicht die Fähigkeit hat, Wunder zu vollbringen. Ausgenommen sind Handwerker, die gern darauf verweisen: "Unmögliches erledigen wir sofort, Wunder dauern etwas länger!" Wobei: Wenn wenigstens das Mögliche zeitnah erledigt würde, der Kunde würde im siebten Himmel schweben.Im Himmel würde er dann vielleicht sogar Jesus begegnen, wenn man’s mit der heiligen Dreifaltigkeit nicht so genau nimmt. Wen würde das wundern? Immerhin sagt man diesem Jesus von Nazareth – nein, der hier gemeinte war kein Mitglied dieser bemerkenswerten Rockband, die es mit einem abgestürzten Engel hatte – allerlei Wundertäterei nach. Auf der anderen Seite schildert ein böser Witz Jesus als Versager: Als er übers Wasser ging, tuschelten die Leute und raunten: "Sehr ihr, nicht einmal Schwimmen kann er!"
Komm, wir gehen übers Wasser!
Zumal: Übers Wasser zu gehen, das ist ja nun weiß Gott keine Kunst. Etwas Geschwindigkeit reicht und geschickte Wasserratten nutzen die bloßen Füße als Wasserski. Oder im ziemlich katholischen Münster: Zu den jüngsten Skulpturprojekten, einer nur alle zehn Jahre stattfindenden Kunst-Werk-Schau im öffentlichen Raum, zuletzt im Jahr des Herrn 2017, konnte man über das Wasser des Hafens gehen und so mancher fragte sich: "Bin ich Jesus?"Doch vielleicht hatte der ganz einfach das gleiche Prinzip angewendet wie die Installationskünstlerin Ayşe Erkmen für ihr Skulpturprojekt "On Water" in Münster? Die war nämlich auf die Idee gekommen, man könne ja haltbare Gitterroste verlegen – und zwar dicht unter der Wasseroberfläche! Mit ihrem Skulpturprojekt – 35 gab es 2017 insgesamt – ermöglichte sie auf diese Weise, dass die Münsteraner und ihre Gäste ohne Umweg zu Fuß ans andere Hafenufer gelangen und so ganz neue Perspektiven auf ihren Hafen entdecken konnten.
Gewerbegebiet? Kunstviertel!
Dem Waren- und Güterumschlag dient der Stadthafen in Münster allerdings schon lange nicht mehr. Am Nordkai, dem Kulturkai, sind Gaststätten und – Ich muss wieder hin! – der Hot Jazz Club entstanden, schräg gegenüber das Wolfgang-Borchert-Theater. Allerdings endete der Jesus-übers-Wasser-Weg an einer speziellen Käserei, was ja auch einen gewissen Symbolwert besitzt. Für alle Neugierigen: Die Rede ist von der Hafenkäserei, einer Bio-Schaukäserei. Und das ist ja auch irgendwie Kunst.Mehr: Lesetipp Münster!
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- Quelle: Thomas Beier | Fotos: © BeierMedia.de
- Erstellt am 07.12.2021 - 14:42Uhr | Zuletzt geändert am 07.12.2021 - 21:25Uhr
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