Das Grundprinzip des Lebens

Das Grundprinzip des LebensBautzen / Budyšín, 18. Juni 2022. Von Thomas Beier. Das Grundprinzip des Lebens ist schnell aufgezeigt: Es muss immer weitergehen, sonst hört es auf. Die Frage ist nur: Kann man etwas dafür tun?

Abb.: Auf sich allein gestellt Abenteuer zu erleben empfinden viele als einen Weg zu sich selbst
Bildquelle/Symbolfoto: Pexels, Pixabay License
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Überleben als Abenteuer

Natürlich werden bei der Frage, ob man etwas für ein langes und erfülltes Leben tun kann, die Gesundheitsapostel der Smoothie- und Müslifraktion fleißig nicken und auch die Jünger des Sports. Sei’s drum – aber das Leben soll ja auch Spaß machen!

Einer besonderen Form des Spaßes am Leben frönen jene, die das Abenteuer, zu dem stets auch mehr oder weniger große Risiken gehören, suchen. Das beginnt mit einem Mikroabenteuer, das man ganz bewusst provoziert, um einmal dem Alltagstrott zu entrinnen, und steigert sich vielleicht darüber, einmal allein und ohne Hilfsmittel eine Nacht im Wald zu verbringen: Es empfehlen sich die Wälder der Oberlausitz und Niederschlesiens, in denen man die Wölfe heulen hören kann.

Andere brauchen es noch extremer, besteigen mutterseelenallein Gletscher, fahren in einer Nussschale übers Meer oder tun’s Amundsen und Scott gleich. Immer geht es um den Kitzel, in einer tatsächlich gefährlichen Umgebung zu überleben. Aber steht diese Herausforderung nicht auch im Alltag? Wie schnell gerät man doch in eine ausweglose Situation, vor einem nächtlichen Unfall auf einsamer Landstraße ist ebenso niemand gefeit wie vor dem Lawinenabgang im Skiurlaub.

Vorbereitet sein

Gelegentlich ist man ja versucht, seine persönliche Bestenliste bekanntzugeben, etwa die zehn wichtigsten Bücher, die man gelesen haben sollte oder die zehn beeindruckendsten Filme, die anzugucken ein “must have seen” ist oder auch jene fünf – denn davon gibt es nicht so viele – Kneipen, in denen einmal eine Nacht durchzecht haben muss. Andererseits wäre das Vorhaben, solche Listen aufzustellen, recht arrogant, blendete es doch all die ungelesenen Bücher, ungesehenen Filme und nie erlebten Spelunken aus.

Aber ein Buch soll erwähnt werden, weil es mental und mit vielen Beispielen darauf vorbereitet, mit den ungewöhnlichsten Situationen – etwa als Überlebender eines Flugzeugabsturzes, bei einer Autopanne in der Wüste oder auf einer gekenterten Fähre – fertig zu werden. Selbst das Szenario eines Atomkrieges wird erörtert.

Literaturtipp:
Cord-Christian Troebst: Auf Wunder ist kein Verlass – Das Abenteuer zu überleben, Econ-Verlag GmbH, Düsseldorf, 1. Auflage 1963. Die ISBN-Nummer wurde erst 1966 erfunden und 1972 in Deutschland eingeführt. Antiquarisch kostet das Buch rund 50 bis 90 Euro.


Das Buch ist kein Lehrbuch im Sinne von Anleitungen für das Überleben in brenzligen Situationen, kann aber beim Leser die Überzeugung verankern, selbst in scheinbar ausweglosen Situationen agieren zu können anstelle sich apathisch hinzugeben. Jene, die – Hermann Hesses Glasperlenspiel gleich – in der Lage sind, die im Buch aufgeführten Beispiele nicht nur zur Kenntnis zu nehmen, sondern generell auf Lebenssituationen zu übertragen, gewinnen für das ganze Leben innerliche Sicherheit. Genau das macht dieses Buch für junge Leser wertvoll.

Praktisch gesehen

Nun nützt mentale Sicherheit allein wenig, wenn man über bestimmte, in besonderen Situationen überlebensnotwendige Fertigkeiten und Kenntnisse nicht verfügt. Wohl die meisten Leute sind nicht in der Lage, in freier Natur nur mit dem, was sie dort vorfinden, Feuer zu zu machen. Und selbst wenn sie die Hilfsmittel hätten, verstehen sie nicht, sie zu nutzen: Wann kann man etwa in einem Auto erfrieren, in dem man 40 Liter Diesel und einen Akku buchstäblich in Reichweite hat?

Oft scheitern Menschen, weil sie Notsituationen nie geübt oder sich wenigstens vorgestellt haben. Oft meinen sie, Helfer und Retter seinen stets und immer kurzfristig zur Stelle – ein Irrtum! Manche werden ohnmächtig, wenn sie sich auf sich allein gestellt selbst eine Spritze geben sollten. Selbst bei einem Unfall in der Gruppe herrscht oft Ratlosigkeit, wenn es bei jemandem zu einer großen Wunde kommt und kein Arzt anwesend ist.

Vieles lässt sich üben und medizinisches Grundwissen über die Erste-Hilfe-Ausbildung hinaus kann insbesondere Extrem-Abenteurern, die solo oder in Kleinstgruppen unterwegs sind, nicht schaden. Es geht nicht darum, um an anderen zu quacksalbern, sondern sich selbst und andere notversorgen zu können, wenn keine baldige Hilfe in Aussicht ist. Manches lässt sich vorbeugend exerzieren, ein in der Medizin verwendetes chirurgisches Nahtset zu Übungszwecken für Medizinstudenten und Ärzte erlaubt es, den Wundverschluss zu üben – nur für den Fall, dass in einer Extremsituation zwar die nötige Ausrüstung, aber keine Hilfe verfügbar ist, etwa verschollen im Hochgebirge oder in einem Krieg.

Gruppendynamik wirkt

Nun mag mancher solche Situationen für sein eigenes Leben für sehr unwahrscheinlich halten, doch das ging wohl allen so, die in hochgefährliche Umstände gerieten und dabei allein oder als kleine Gruppe auf sich selbst gestellt waren.

Bei Gruppen, die zufällig entstanden sind und gemeinsam handeln, sich also organisieren müssen, kommt es zu gruppendynamischen Effekten. Statt rational zu reagieren werden viele von Emotionen zwischen völliger Hoffnungslosigkeit bis hin zur Panik beherrscht. Nicht unbedingt das Gruppenmitglied mit dem besten Verstand und Wissen setzt sich durch, sondern meist ist es eine charismatische Persönlichkeit, der die anderen folgen – oft genug ins Verderben.

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  • Quelle: Thomas Beier | Foto: Pexels, Pixabay License
  • Erstellt am 18.06.2022 - 08:36Uhr | Zuletzt geändert am 18.06.2022 - 10:28Uhr
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