Ehrung des Generals Friedrich Olbricht
Bautzen / Budyšín, 12. Juli 2014. Von Karsten Vogt, Schulleiter des Philipp-Melanchthon-Gymnasiums in Bautzen. An unserer Schule legte im Jahr 1907 General Friedrich Olbricht sein Abitur ab. Danach wurde er Offizier der Wehrmacht und stieg schlussendlich bis in den Rang eines Generals auf. Olbricht hatte während der gesamten Zeit des Nationalsozialismus eine große Distanz zum damaligen Staat. Er rettete nach dem Röhm-Putsch Offiziere vor der standrechtlichen Erschießung und setzte sich für die Rehabilitierung eines der Homosexualität beschuldigten Mannes ein. Im Zusammenhang mit dem Stauffenberg-Attentat auf Hitler initiierte er maßgeblich die vorbereitete Neuorientierung Deutschlands. Sein Engagement im militärischen Widerstand gegen Hitler bezahlte Olbricht am 21. Juli 1944 mit seinem Leben. Dieser Gedenktag jährt sich dieses Jahr zum 70. Mal.
Schule arbeitet an der Aufarbeitung von Olbrichts Geschichte
Wir gedenken als Schule seiner Person und enthüllen am 11. Juli 2014 eine Tafel in der Aula, die an diesen Absolventen unserer Schule erinnert. Seit Beginn dieses Schuljahres arbeiten wir zusammen mit dem Historikerehepaar Jatzwauk und der Stadt Bautzen an der Aufarbeitung seiner Geschichte. Am 11. Juli 2014 präsentieren im Rahmen eine Feierstunde Schüler des künftigen Leistungskurses Geschichte die Ergebnisse ihrer Arbeit. Als Höhepunkt dieser Veranstaltung wird die Gedenktafel zu Ehren seiner Person enthüllt. Auf dieser Tafel mit den Lebensdaten Olbrichts befindet sich die Inschrift:
Wir gedenken seiner als Mann des militärischen Widerstandes in der Gruppe Stauffenberg. Friedrich Olbricht erwarb in unserem Haus 1907 sein Abitur.
Kommentar:
Der militärische Widerstand um Oberst Graf Claus Schenck von Stauffenberg hat das G'schmäckle, dass er erst aktiv wurde, als die später als "der Zusammenbruch" bezeichnete Niederlage und der damit verbundene Untergang des Dritten Reiches absehbar waren.
Nach dem Abitur am damaligen Städtischen Gymnasium Bautzen wurde Olbricht Berufssoldat. Als Weltkriegsteilnehmer 1914 bis 1918 und anschließendem Reichswehroffizier dürfte ihm Hitlers Krieg, der neben der Ostexpansion des Deutschen Reiches auch den "Schandfrieden" von Versailles rächen sollte, nicht unsympathisch gewesen sein.
Auf jeden Fall reüssierte Olbricht im "Polenfeldzug" (so im Nazijargon die als "Blitzkrieg" in die Geschichte eingegangene erste Phase des Zweiten Wektkriegs), denn anschließend wurde er mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet, einer von Adolf Hitler aus Anlass des Krieges in Polen neu gestifteten Auszeichnung. Solche Ritterkreuzträger wurden von der nationalsozialistischen Propaganda als Vorbilder für die Jugend benutzt.
Nebenbei: Die "Ordensgemeinschaft der Ritterkreuzträger" verfügte über gute Kontakte zur Bundeswehr und zur politischen Kaste der alten Bundesrepublik immerhin: In der Bundeswehr dienten 674 Ritterkreuzträger der nationalsozialistischen Wehrmacht, von denen 117 in Generalsränge aufstiegen. Olbricht wurde schon 1940 zum General befördert.
Beim Stauffenberg-Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 gehörte Olbrich zu den Auslösern des für innere Unruhen vorbereiteten "Walküre"-Plans, mit dem das Ersatzheer mobil gemacht werden sollte (Olbrichts Idee nach war der Plan so geändert worden, dass er zur Entmachtung Hitlers genutzt werden konnte). In der folgenden Nacht wurde Olbricht im Hof des Berliner Bendlerblocks standrechtlich erschossen. Seine Leiche wurde später exhumiert, verbrannt und auf den Berliner Rieselfeldern verstreut.
Geschichte ist so widersprüchlich wie der Mensch selbst.
Aber, ob einer, der mitspielt bis fast zum Untergang, ein Vorbild ist,
fragt sich Ihr Fritz R. Stänker
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- Quelle: red | Kommentar: Fritz Rudolph Stänker | Foto ganz oben: © Andreas Praefle, Lizenz Public Domain, großes Foto: © Philipp-Melanchthon-Gymnasium Bautzen
- Erstellt am 12.07.2014 - 00:44Uhr | Zuletzt geändert am 12.07.2014 - 01:52Uhr
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