Immobilien: Lust oder Last?

Immobilien: Lust oder Last?Bautzen / Budyšin, 15. März 2022. Von Thomas Beier. Vieles spricht dafür, Wohneigentum zu besitzen, manches allerdings auch dagegen. Flexibilität in der Wohnortwahl steht Sicherheit vor Mieterhöhungen gegenüber, Mieterschutz der Verantwortung als Vermieter. Der Bautzner Anzeiger hat einmal genauer hingeschaut und einige Aspekte herausgegriffen.

Abb.: Luxussanierungen sind der Albtraum vieler Mieter
Symbolfoto: Hans Braxmeier, Pixabay License
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Wohneigentum oder Miete – beides hat Vorzüge

Zunächst ist selbstgenutztes Wohneigentum grundsätzlich eine Sache, schützt es doch vor überzogenen Mietforderungen und gibt die von einem Vermieter unabhängige Entscheidungsfreiheit, wie man seine Wohnräume gestalten will und welche Haustechnik eingesetzt wird. Die Kehrseite der Medaille: Ein Eigenheim kann ein Klotz am Bein sein, wenn man etwa damit liebäugelt, wegen besserer Karriereaussichten seinen Lebensmittelpunkt in Bautzen – oder woanders – neu aufzubauen. Man hat sich eingerichtet, genießt den Platz – etwas Vergleichbares an einem anderen Ort zu erlangen wird in aller Regel zum Verlustgeschäft. Hinzu kommen unter Umständen mentale Bindungen, wenn ein Haus schon über mehrere Generationen weitergegeben wurde.

Da prallen tatsächlich Lebenswelten aufeinander: Eigenheimbesitzer, die vor allem in den eigenen vier Wänden und dem eigenen Grundstück leben, und Wohnungsmieter auf vergleichsweise geringer Fläche, die jede Gelegenheit nutzen, hinaus zu kommen, also in der Öffentlichkeit oder der Natur unterwegs sind.

Vermieterrolle ist mit vielen Verpflichtungen und immer wieder Ärger verbunden

Ein weiterer, durchaus schwieriger Punkt taucht wenn in der eigenen Wohnimmobilie auf, wenn Mieter ins Spiel kommen. Einesteils bringen diese oft hohe Ansprüche an das Wohnen mit, andererseits hat der Vermieter in Anbetracht des hohen Mieterschutzes und verbreiteter Vorurteile oftmals schlechte Karten, seine Ansichten über die Objektnutzung und die gegenseitige Rücksichtnahme durchzusetzen.

Oftmals treiben die Ansprüche der Mieter blüten: Vor einer Neuvermietung werden Wohnungen komplett renoviert oder saniert, etwa Fußböden wegen kleiner Gebrauchsspuren komplett ausgetauscht. Natürlich lässt sich dann ein höherer Mietpreis erzielen, aber im Sinne der Ressourcenschonung ist das nicht. Wie in einer Spirale treiben sich Mietzins und Ansprüche gegenseitig hoch.

Zu teure Sanierungen

Besonders krasse Beispiele: Terassendielungen aus wertvollem Tropenholz werden wegen kleiner Fehlerstellen komplett ausgetauscht, statt – soweit überhaupt nötig – die wenigen schadhaften Stellen auszutauschen. Anderenorts wird eine Fassade gereinigt und neu gestrichen, anstelle rund zwei Drittel der Kosten zu sparen, indem nach der Fassadenreinigung eine Nachbehandlung erfolgt.

Manchmal könnte man meinen, am Bau regiere noch immer die Wegwerfgesellschaft. Fenster und Türen werden mit Hinweis auf die Wärmedämmung gewechselt und die Lektion, zu welchen Problemen falsche Dämmmaßnahmen und die komplette Abdichtung eines Hauses führen können, wird immer wieder ignoriert. Zu kritisieren ist oftmals zudem der Einsatz vom Bauchemie, wo traditionelle Baustoffe besser angebracht wären. Gerade bei älteren Häusern ist bei bestimmten Feuchtigkeitsproblemen mit herkömmlichem Kalkmörtel mehr gekonnt als mit teurem Sanierputz mit beschränkter Lebensdauer.

Verwaltungsaufwand steigt weiter

Die andere Seite: Jeder setzt seine Prioritäten natürlich selbst. Was für Vermieter jedoch zusehends schwieriger wird ist der Verwaltungsaufwand: Vorschriften für die Kostenerfassung insbesondere beim Energieverbrauch zwingen immer wieder zu neuen Ausgaben. Schon bald wird etwa die monatliche Mieterinformation zum Heizkostenverbrauch Pflicht. Ob daraufhin Mieter ihr Heizverhalten monatlich ändern? Otto Normalverbraucher ist es jedenfalls leid, nach jeder Kostensteigerung bei Energieträgern Hinweise zur Energieeinsparung zu bekommen – immerhin war Energie auch in den vergangenen Jahren so teuer, dass die allermeisten sparsam damit umgegangen sind.

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  • Quelle: Thomas Beier | Foto: Hans / Hans Braxmeier, Pixabay License
  • Erstellt am 15.03.2022 - 14:13Uhr | Zuletzt geändert am 25.08.2022 - 15:44Uhr
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